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Le Corbusier (Charles-Édouard Jeanneret), 1887-1965

Charles-Édouard Jeanneret wird 1887 in La Chaux-de-Fonds geboren. Ab 1900 erhält er eine Ausbildung an der lokalen Kunstgewerbeschule zum Graveur und Ziseleur. Unter seinem Lehrer Charles L’Eplattenier zeigt sich Jeannerets Talent, und es offenbart sich bereits damals seine Neigung zur Architektur und Malerei.

Der junge Künstler bricht 1907 zu mehreren Reisen auf, die ihn zunächst nach Italien, in die Toskana und nach Ravenna, sowie nach Österreich führen. Hier hält er sich 6 Monate in Wien bei Josef Hoffmann auf. Auch Süddeutschland und Frankreich bereist er. Schliesslich bleibt er in Paris, wo er sich 1908 niederlässt und 15 Monate im Atelier von Auguste Perret arbeitet.

Ende 1909 kehrt er nach La Chaux-de-Fonds zurück und gründet im Jahr darauf die «Ateliers d’art réunis». Diese hat er zusammen mit seinen Kommilitonen Léon Perrin und Georges Aubert für den Verkauf von Kunst geschaffen, welche Schüler von Charles L’Eplattenier gefertigt hatten. In den Ateliers d’art réunis richtet Jeanneret 1912 sein erstes Architekturbüro ein. Im gleichen Jahr erbaut er für seine Eltern die «Maison blanche» in La Chaux-de-Fonds, sein erstes Projekt als selbstständiger Architekt.

1917 zieht Jeanneret wieder nach Paris und macht Bekanntschaft mit Amédée Ozenfant. Mit ihm und dem Dichter Paul Dermée arbeitet er künstlerisch und publizistisch zusammen. In dieser Zeit betätigt sich Jeanneret vor allem als Maler, kreiert erste Ölbilder und setzt sich intensiv mit dem Kubismus auseinander. Zusammen mit Ozenfant gründet er 1918 den Purismus, der sich durch klare geometrische Formen, eine eingeschränkte Farbauswahl und eine ebensolche Wahl an Motiven auszeichnet. 1920 ruft Jeanneret mit Dermée und Ozenfant die Zeitschrift «L’Esprit Nouveau» ins Leben und legt sich dafür das Pseudonym Le Corbusier zu, wofür er den Nachnamen seines Ururgrossvaters, Jean François Henri Lecorbésier, leicht verändert.

In diesen Jahren weitet er seine Tätigkeiten aus und bemüht sich um die Verbreitung seiner Ideen, wie zum Beispiel durch Ausstellungsbeteiligungen, Artikel in Zeitschriften, Bücher und Vorträge. Grössere Projekte sowie die Beteiligung an der Gründung von Kongressen und Künstlervereinigungen folgen.

An der Exposition Internationale des Arts Décoratifs 1925 in Paris zeigt Le Corbusier mit seinem Vetter Pierre Jeanneret, mit dem er drei Jahre zuvor ein Architekturbüro eröffnet hat, den avantgardistischen Pavillon «L’Esprit Nouveau». Die zweigeschossige Villeneinheit, ein Grundbaustein seiner damaligen Architekturentwürfe, ist mit funktionalem Mobiliar ausgestattet, die Wände sind geschmückt mit puristischer und kubistischer Malerei von ihm selbst, von Ozenfant, Fernand Léger, Jacques Lipchitz und Juan Gris; vor dem Pavillon steht eine Skulptur von Lipchitz.

Der 1904 geborene Xanti Schawinsky weilt 1925 in Paris und besucht auf dieser Reise auch unter anderem Le Corbusier. Schawinsky hat zuvor eine Architekturlehre absolviert und 1924 am Bauhaus Weimar Kurse in Architektur belegt. Die beiden Künstler werden sich in den folgenden Jahrzehnten auch weiterhin treffen, wie die beiden Zeichnungen in Mischtechnik auf Papier aus den Jahren 1930 und 1957 mit Widmungen an Xanti Schawinsky belegen.

In den Jahren 1928 bis 1932 baut Le Corbusier unter anderem auch die «Villa Savoye» in Poissy bei Paris, deren Inspiration er in der Begegnung mit Josephine Baker findet, sowie in Genf das «Immeuble Clarté», sein erstes Mehrfamilienhaus.

In Paris nimmt Le Corbusier 1930 an der Künstlervereinigung Cercle et Carré teil. Im gleichen Jahr nimmt er die französische Staatsangehörigkeit an und heiratet die aus Monaco stammende Yvonne Gallis.

1938 werden seine Werke nach einer Pause von 15 Jahren erstmals wieder öffentlich ausgestellt, und zwar im Kunsthaus Zürich.

Die 1930er Jahre sind durch viele Reisen geprägt, so besucht Le Corbusier unter anderem Moskau, Algier und die Vereinigten Staaten, da er oft wichtige Aufträge erhält und zu Vorträgen eingeladen wird. 1936 ist er das erste Mal in Brasilien.

1940 verlegt Le Corbusier seinen Wohnsitz in die Pyrenäen, als Frankreich von Deutschland besetzt wird. Seine Bautätigkeit ruht in dieser Zeit, doch es entstehen viele Gemälde. Danach zieht er wieder nach Paris und beginnt eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Tischler Joseph Savina, aus der Holzskulpturen nach den Entwürfen von Le Corbusier hervorgehen.

In den 1950er und 60er Jahren folgen zahlreiche Ausstellungen und grosse Aufträge auf mehreren Kontinenten. Hervorzuheben sind die beiden repräsentativen Sakralbauten, die Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp (1955) und das Kloster Sainte-Marie de la Tourette bei Éveux-sur-l’Arbresle (1960).

Der in den Jahren 1960 bis 1967 entstandene Pavillon am Zürichsee ist Le Corbusiers letzter Bau und sein einziges Gebäude aus Stahl und Glas.

Mit knapp 78 Jahren stirbt Le Corbusier 1965 in Cap-Martin an der Riviera.

 

Die Ausdrucksmittel von Le Corbusier sind durch seine künstlerisch aktiven Jahre hindurch äusserst vielfältig. Er betätigt sich als Architekt, Maler, Zeichner, Stadtplaner, Entwerfer von Wandteppichen, Skulpturen und Lithographien, aber auch als Theoretiker, Autor, Herausgeber und Designer von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen. Hauptsächlich ist jedoch seine Bedeutung unter dem Gesichtspunkt der Architektur, Malerei und Kunsttheorie hervorzuheben, da diese für die Entwicklung des 20. Jahrhunderts auf dem jeweiligen Gebiet von grosser Bedeutung ist.

In der Architektur verfolgte Le Corbusier einen Weg, der mit radikalen Änderungen zu bisherigen Entwürfen einherging. Er bekannte sich zu zweckmässigem, funktionalem Bauen, das zudem auch noch ökonomisch sein sollte. Die technischen Möglichkeiten und Neuerungen wusste er zu nutzen und verwendete beispielsweise Eisenbeton und Fertigbauteile. Zu seinen charakteristischen Gestaltungsmerkmalen gehören unter anderem das Flachdach, Reihen von tragenden Stahlbetonpfosten sowie Langfenster, die teilweise das gesamte Gebäude durchziehen. 17 seiner Bauten sind im Jahr 2016 als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden, darunter die beiden Schweizer Architekturentwürfe «Petite villa au bord du lac Léman» in Corseaux (1923) und das bereits erwähnte «Immeuble Clarté» in Genf (1930). Le Corbusier prägte massgeblich die Ausformung der modernen Architektur, so wie wir sie heute kennen.

Als Teil seiner Innenarchitektur und Raumgestaltung ist die Thematik der Farbigkeit von Gewicht. Le Corbusier war überzeugt: «Zum Leben braucht der Mensch Farbe. Sie ist ebenso notwendiges Element wie Wasser und Feuer.» Polychromie war immer Teil seiner Lösung für zeitgemässes Wohnen. In seinen architektonischen Werken ist auch häufig der Brückenschlag zur Malerei erkennbar. Insbesondere in der Nachkriegszeit hat Le Corbusier auf eine Synthese der verschiedenen Künste gesetzt und in seinen Werken ein gleichberechtigtes Miteinander von Architektur, Bildhauerei und Malerei geschaffen.

 

Le Corbusier (Charles-Édouard Jeanneret), 1887-1965

Charles-Edouard Jeanneret was born in La Chaux-de-Fonds, Switzerland in 1887. From 1900 he received training at the local school of applied arts as an engraver and chaser. Jeanneret’s talent was revealed under his teacher Charles L’Eplattenier, and his inclination towards architecture and painting was already evident at that time.

In 1907 the young artist embarked on several journeys, which first took him to Italy, Tuscany and Ravenna, as well as to Austria. Here he stayed for 6 months in Vienna with Josef Hoffmann. He also traveled to southern Germany and France. He finally stayed in Paris, where he settled in 1908 and worked in Auguste Perret’s studio for 15 months.

At the end of 1909 he returned to La Chaux-de-Fonds and founded the «Ateliers d’art réunis» («Art Workshops United») the following year. He created these together with his fellow students Léon Perrin and Georges Aubert for the sale of art that students of Charles L’Eplattenier had made. In 1912, Jeanneret set up his first architecture office in the «Ateliers d’art réunis». In the same year he built the «Maison blanche» («White House») in La Chaux-de-Fonds for his parents, his first project as an independent architect.

In 1917 Jeanneret moved back to Paris and became acquainted with Amédée Ozenfant. He worked together with him and the poet Paul Dermée on an artistic and journalistic basis. During this time, Jeanneret was mainly active as a painter, created his first oil paintings and dealt intensively with Cubism. In 1918, together with Ozenfant, he founded Purism, which is characterized by clear geometric shapes, a limited choice of colors and a similar choice of motifs. In 1920, Jeanneret founded the magazine «L’Esprit Nouveau» («The New Spirit») with Dermée and Ozenfant and adopted the pseudonym Le Corbusier for it, for which he slightly changed the surname of his great-great-grandfather, Jean François Henri Lecorbésier.

During these years he expanded his activities and tried to spread his ideas, for example by participating in exhibitions, articles in magazines, books and lectures. Larger projects and participation in the founding of congresses and artists’ associations followed.

At the 1925 International Exhibition of Modern Decorative and Industrial Arts in Paris, Le Corbusier and his cousin Pierre Jeanneret, with whom he had opened an architectural office three years before, showed the avant-garde pavilion «L’Esprit Nouveau». The two-storey villa unit, a basic building block of his architectural designs at the time, was equipped with functional furniture, the walls were decorated with purist and cubist paintings by himself, by Ozenfant, Fernand Léger, Jacques Lipchitz and Juan Gris; in front of the pavilion was a sculpture by Lipchitz.

Xanti Schawinsky, born in 1904, stayed in Paris in 1925 and also visited Le Corbusier on this trip. Schawinsky had previously completed an architectural apprenticeship and in 1924 attended courses in architecture at the Bauhaus in Weimar. The two artists would continue to meet in the decades that followed, as evidenced by the two drawings in mixed media on paper from 1930 and 1957 with dedications to Xanti Schawinsky.

Between 1928 and 1932, Le Corbusier built, among other things, the «Villa Savoye» in Poissy near Paris, which he found inspiration in meeting Josephine Baker, as well as the «Immeuble Clarté» («Clarity Building») in Geneva, his first apartment building.

In Paris in 1930, Le Corbusier took part in the artists’ association «Cercle et Carré» («Circle and Square»). In the same year he took French nationality and married Yvonne Gallis from Monaco.

In 1938, after a 15-year break, his works were first publicly exhibited again, in the Kunsthaus Zurich.

The 1930s are marked by a lot of travel, so Le Corbusier visited Moscow, Algiers and the United States, among other places, as he often received important commissions and was invited to give lectures. In 1936 he was in Brazil for the first time.

In 1940, Le Corbusier moved to the Pyrenees when France was occupied by Germany. During this time, his building activity was suspended, but he created many paintings. He then moved back to Paris and began a long-term collaboration with the carpenter Joseph Savina, which resulted in wooden sculptures based on Le Corbusier’s designs.

In the 1950s and 1960s numerous exhibitions and major commissions on several continents followed. The two representative religious buildings, the pilgrimage church of Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp (1955) and the monastery of Sainte-Marie de la Tourette near Éveux-sur-l’Arbresle (1960) deserve special mention.

The pavilion on Lake Zurich, built between 1960 and 1967, is Le Corbusier’s last building and his only building made of steel and glass.

Le Corbusier died in Cap-Martin on the Riviera in 1965 at the age of almost 78.

 

Le Corbusier’s means of expression were extremely diverse throughout his artistically active years. He worked as an architect, painter, draftsman, urban planner, designer of tapestries, sculptures and lithographs, but also as a theorist, author, editor and designer of furniture and other furnishings. However, his importance from the point of view of architecture, painting and art theory should be emphasized, as this is of great significance for the development of the 20th century in each field.

In architecture, Le Corbusier pursued a path that involved radical changes to previous designs. He committed himself to expedient, functional building, which should also be economical. He knew how to use the technical possibilities and innovations and used, for example, reinforced concrete and prefabricated components. Its characteristic design features include the flat roof, rows of load-bearing reinforced concrete pillars and long windows, some of which run through the entire building. 17 of his buildings were listed as World Heritage in 2016, including the two Swiss architectural designs «Petite villa au bord du lac Léman» («Small Villa on The Shores of Lake Geneva») in Corseaux (1923) and the aforementioned «Immeuble Clarté» in Geneva (1930). Le Corbusier played a key role in shaping modern architecture as we know it today.

As part of his interior design and spatial design, the theme of color is important. Le Corbusier was convinced: «Man needs color to live. It is just as necessary an element as water and fire.» Polychromy was part of his solution for contemporary living. In his architectural works, the bridging to painting is often recognizable. Especially in the post-war period, Le Corbusier focused on a synthesis of the various arts and created an equal coexistence of architecture, sculpture and painting in his works.